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Nachruf für Jürgen Spranger

Nachruf für Jürgen Spranger

Nachruf für Jürgen Spranger

Wir trauern um eines unserer Gründungsmitglieder und einen der sieben Sprecher/Generalsekretäre unserer Vorgänger-Organisation Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ): Professor Dr. med. Jürgen Spranger, *1. Januar 1931, Greifswald bis †17. März 2025, Baden-Baden.

In seiner Zeit als Sprecher und Generalsekretär von 1990-1996 wurde die finanzielle Basis der DAKJ deutlich verbessert, wegweisende Forschungsprojekte begonnen, unter anderem zur Zusammenarbeit von Klinik und Praxis, mehrere unserer Kommissionen eingerichtet und die Herausforderungen der Wiedervereinigung angegangen. Um die Einzelgesellschaften und Verbände enger zu verzahnen, schlug Jürgen Spranger anlässlich des 25-jährigen Bestehens der DAKJ vor, dass deren Präsidenten automatisch Verantwortung in der Akademie übernehmen müssten, indem sie deren Vizepräsidenten würden. Vieles von dem, das von und mit ihm auf den Weg gebracht wurde, haben wir mit Ausnahme der Position des Generalsekretärs auch ins Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit übernommen.

Jürgen Spranger kam schon als Jugendlicher mit der Pädiatrie in der kinderärztlichen Praxis seines Vaters in Berührung. Nach theoretischer Ausbildung erhielt er seine Facharztweiterbildung an der Universitätskinderklinik Heidelberg, später wurde er Oberarzt an der Universitätskinderklinik Kiel; mit einem Forschungsstipendium arbeitete er am Institut für Humangenetik in Münster und später in der Kinderklinik der Bostoner Harvard Universität. Von 1974 bis 1998 war er ärztlicher Direktor der Universitätskinderklinik Mainz.

Jürgen Spranger gilt als Begründer der pädiatrischen Genetik in Deutschland und war international anerkannt für seine Arbeiten zum Kleinwuchs und zu Knochendysplasien. Er war einer der einflussreichsten Kinderärzte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland und wurde von der kinderärztlichen Gemeinde hochgeachtet.

Jürgen Spranger war ein kreativ denkender Mensch, der oft neue Wege aufzeichnete und dabei auch wider den Stachel löcken konnte, ohne die Beteiligten gegen sich aufzubringen. Häufig tat er Sinnvolles, auch wenn es unkonventionell war. So berichtet sein älterer Sohn, dass er beim gemeinsamen Tischtennisspiel in unteren Ligen in den Pausen Current Contents las.

Das Bündnis für Kinder- und Jugendgesundheit verliert einen ihrer einflussreichsten Vorväter, eine weltweit hoch geschätzte Persönlichkeit.

Wir gedenken seiner mit Hochachtung und fühlen uns im Bündnis seinen Ideen weiterhin verpflichtet. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.


Prof. Dr. med. Hans-Iko Huppertz für das Bündnis KJG