Sicher am Wasser: Wie Ertrinkungsunfälle bei Kindern verhindert werden können
Pressemitteilung für Sorgeberechtigte vom 25.7.2025
Jedes Jahr ertrinken in Deutschland rund 30 bis 40 Kinder – viele davon im Vorschulalter. Besonders tragisch: Die meisten dieser Unfälle wären vermeidbar. Denn Ertrinken passiert oft schnell, leise und in alltäglichen Situationen – sei es in der Badewanne, im Planschbecken oder am See.
Wasser – eine unterschätzte Gefahr für kleine Kinder
Kinder zwischen 1 und 5 Jahren sind besonders gefährdet. Sie können Gefahren noch nicht richtig einschätzen und sind körperlich nicht in der Lage, sich selbst zu retten. Schon wenige Zentimeter Wasser reichen aus, um in Lebensgefahr zu geraten – vor allem, wenn Kinder unbeaufsichtigt sind.
Schwimmen lernen rettet Leben – aber nicht alle Kinder haben die gleichen Chancen
Viele Kinder in Deutschland können nicht schwimmen – und das hat sich durch die Corona-Pandemie noch verschärft. Besonders betroffen sind Kinder aus Familien mit geringem Einkommen oder Migrationshintergrund. In manchen Regionen kann nur jedes zehnte Kind aus diesen Familien schwimmen.
Was Eltern tun können – Tipps nach Altersgruppe
Säuglinge (0–1 Jahr):
- Beim Baden nie aus den Augen lassen – auch nicht für einen Moment!
- Babybadewannen kippsicher aufstellen, am besten auf dem Boden.
- Alles Nötige vor dem Baden bereitlegen, um Ablenkung zu vermeiden.
Kleinkinder (1–5 Jahre):
- Immer in Reichweite bleiben – Aufsicht durch ältere Geschwister reicht nicht aus.
- Pools, Teiche und Regentonnen sichern (z. B. mit Zäunen oder Deckeln).
- Frühzeitig ans Wasser gewöhnen, Schwimmkurse ab etwa 4 Jahren beginnen.
- Wissen: Ertrinken ist lautlos – es gibt kein Schreien oder Strampeln.
Schulkinder (6–12 Jahre):
- Schwimmkurse ermöglichen und regelmäßig üben.
- Auch schwimmfähige Kinder an offenen Gewässern nicht unbeaufsichtigt lassen.
- Über Gefahren wie Strömungen oder kaltes Wasser sprechen.
Jugendliche (ab 12 Jahren):
- Realistische Selbsteinschätzung fördern.
- Interesse an Rettungsschwimmkursen wecken – das stärkt Verantwortung und Sicherheit.
- Gute Beispiele: Die Schwimmoffensive in Hannover
In der Region Hannover wurde auf die alarmierenden Zahlen reagiert: Seit 2022 haben dort über 10.000 Kinder schwimmen gelernt. Eltern erhalten bei der Einschulung gezielte Informationen zu Schwimmkursen in ihrer Nähe – ein Modell, das Schule machen sollte.
Forderung: Mehr Sicherheit durch klare Regeln
Ein „Pool-Gesetz“ wie in Frankreich – mit verpflichtenden Sicherheitsmaßnahmen für private Pools – könnte viele Unfälle verhindern. Denn die bisherige Gesetzeslage reicht nicht aus, um kleine Kinder wirksam zu schützen.
Fazit für Eltern
Ertrinkungsunfälle sind vermeidbar. Eltern spielen dabei eine zentrale Rolle: durch Aufmerksamkeit, frühe Förderung und klare Entscheidungen für die Sicherheit ihrer Kinder. Kinderärzt*innen, Schulen und Kommunen können dabei wichtige Partner sein.
Wichtige Tipps zur Ertrinkungsprävention für Eltern und Aufsichtspersonen liefert die Broschüre „Kinder im und am Wasser – Aber sicher!“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V., die zum kostenfreien Download bereitsteht.
Pressekontakt:
Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit e. V.
Juliane Maneke (Geschäftsführerin)
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