Pressemitteilung vom 9.10.2025
Das Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit begrüßt und ergänzt Expertenvorschläge
Gesundheit und Entwicklung, Bildung und Lebensperspektiven der heranwachsenden Generation sind in Deutschland immer noch ungleich verteilt, zuungunsten von Kindern aus Familien mit sozioökonomischer Belastung und niedrigen Bildungsabschlüssen.
Ein Expertenrat auf Bundesebene hat sich unlängst mit Überlegungen und Vorschlägen dazu geäußert, wie man einer bereits im frühen Kindesalter angelegten Chancenungleichheit begegnen könne*. Wissenschaftsgestützt ist aus heutiger Sicht insbesondere eine gute frühkindliche Entwicklungsanregung für die Entfaltung der angeborenen Potentiale entscheidend. Unterbleibt diese, können soziogene Entwicklungsstörungen die Folge sein. Es gilt also, diejenigen Eltern zu identifizieren und zu erreichen, die Unterstützung bei der Entwicklungsförderung ihrer Kinder oder Hilfe bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Betreuung und Förderung in Kita und Kindertagespflege benötigen.
Die Kommission Frühe Betreuung und Kindergesundheit des Bündnisses Kinder- und Jugendgesundheit (Bündnis KJG) sieht viele Überschneidungen der aktuellen Empfehlungen mit denjenigen, die von ihm unter dem Titel „Gleiche Gesundheits- und Entwicklungschancen für alle Kinder“ im Juni 2022 formuliert wurden**. Mehrere der fünf im Expertenpapier vorgeschlagenen Lösungsansätze hat die Kommission schon länger in den Blick genommen. So wurden kommunale Good Practice-Verfahren erörtert, die ein gerechtes Zuteilungssystem von Kitaplätzen ermöglichen.
Darüber hinaus setzt die Kommission darauf, dass Modelle, die die Arbeit Früher Hilfen auf Familien mit älteren Kindern extrapoliert politische Unterstützung und Verbreitung erfahren. Viele Familien bedürfen schlichtweg eines „Kümmerers“ vor Ort, der sie auf unterschiedliche Weise ihrem Bedarf entsprechend unterstützt. Dies können z.B. Fachkräfte der Frühen Hilfen, Sozialraumlotsen, Fachkräfte aus Jugendhilfe und ÖGD, Community Health Nurses, auch Case-ManagerInnen aus Kinderkliniken, Frühförderstellen oder Sozialpädiatrischen Zentren sein. Eine solche Versorgungsstruktur sollte verbindlich in allen Bundesländern und Kommunen zur Verfügung stehen.
Große Sorge bereitet dem Bündnis KJG, dass nach wie vor chronische Erkrankungen die Chancen auf frühe Bildung verringern. Es ist nicht akzeptabel, dass z.B. an Diabetes mellitus erkrankten Kindern der Zugang zu Kitas verwehrt wird, weil die nötigen Rahmenbedingungen nicht herstellbar seien. Eine Verbesserung könnte hier durch Multiplikatorenschulungen, z.B. von Fachberaterinnen und Netzwerkkoordinierenden und ein kindermedizinisches Backup erzielt werden. Erfolgversprechend erscheint – analog zur Schulgesundheitsfachkraft und im Hinblick auf die positiven Evaluationen – der direkte Einsatz von Gesundheitsfachkräften in der Kita selbst.
Die Notwendigkeit gelingender früher Bildung wird angesichts der aktuellen politischen Lage zu Recht stärker betont. Denn es breitet sich die Überzeugung aus, dass sie zur Identifikation mit einem demokratischen Rechtsstaat unabdingbar und für die Zukunftssicherung von entscheidender Bedeutung ist.
* Fegeler U: Bildungsbenachteiligte Kinder – dringend notwendige Schritte zur Beseitigung der Chancenungleichheit. Kinder- und JugendärztIn 56. Jg. (2025) Nr. 06/25
** www.buendnis-kjg.de/stellungnahmen/gleiche-gesundheits-und-entwicklungschancen-fuer-alle-Kinder
Das Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit (Bündnis KJG) ist ein Zusammenschluss führender kinder- und jugendmedizinischer Fachgesellschaften, Berufsverbände, Kinderkrankenpflegeorganisationen und Elternvertretungen in Deutschland. Ziel des Bündnisses ist es, sich gemeinsam für bessere gesundheitliche Rahmenbedingungen für Kinder und Jugendliche einzusetzen – politisch, gesellschaftlich und fachlich.
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