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Forschung zu Kinderernährung muss weitergehen

Pressemitteilung der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin

Fortbestand des Forschungsinstituts für Kinderernährung gefährdet

Berlin / Dortmund, 9. September 2013 – Deutschland droht der Verlust einer einzigartigen Forschungseinrichtung. Das Forschungsinstitut für Kinder­ernährung (FKE) in Dortmund trägt seit 50 Jahren maßgeblich dazu bei, die präventiv-medizinische Bedeutung einer gesunden Kinderernährung wissen­schaftlich zu etablieren und der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin setzt sich deswegen mit Nachdruck für den Erhalt des FKE ein und appelliert an die Politik, eine Basisfinanzierung durch den Bund zu sichern.
 
Der enorme Stellenwert einer gesunden Ernährung im Kindesalter für die Prävention chronischer Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herzerkrankungen ist lange nicht ausreichend gewürdigt worden. Das hat sich in den letzten Jahren geän­dert. Heute gilt es als wissenschaftlich erwiesen, dass eine ausgewogene Kinder­ernährung vom Säuglingsalter an neben der Prävention von Infektionen durch Impfungen der zweite wichtige Pfeiler einer langfristigen Gesundheitsvorsorge ist.

Renommierte Instanz in Forschung und Transfer

Das bereits im Jahr 1964 gegründete Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) e.V. in Dortmund kümmert sich seit vielen Jahren um die Erforschung genau dieser Zusammenhänge. Es bemüht sich zudem intensiv darum, die Erkenntnisse der Wissenschaft in konkrete, alltagstaugliche Empfehlungen und Ernährungskonzepte zu übersetzen. Das FKE hat bereits Anfang der 90er Jahre auf Basis wissenschaft­licher Erkenntnisse den „Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr“ und die „Optimierte Mischkost (optiMIX®)“ entwickelt. Diese Präventionskonzepte werden seither kontin­uierlich an neue Erkenntnisse angepasst und sind Standard der Ernährungsberatung und der öffentlichen Ernährungsaufklärung in Deutschland. Die Empfehlungen des FKE eignen sich für die Ernährung in Familien ebenso wie in Krippen, Kindertages­stätten und Schulen.
 
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die flankierende Projektforschung. Damit untersucht das FKE die Machbarkeit und Wirksamkeit der präventiven Empfehlungen und sorgt dafür, dass deren wissenschaftliche Evidenz immer wieder verbessert wird. Aktuelle Studien sind z.B. PINGU zu Omega-3-Fettsäuren in der Beikost und kindlicher Entwicklung, oder CogniDO zu Mittagessen in der Schule und kognitiver Leistungsfähigkeit.
 
„Durch diese und andere Aktivitäten ist das FKE im deutschsprachigen Raum zu einem Referenzinstitut für die Entwicklung von wissenschaftlich abgesicherten Ernährungskonzepten für Säuglinge, Kinder und Jugendliche geworden“, betont die Stellvertretende Institutsleiterin Professor Dr. Mathilde Kersting. „Das FKE ist den Kinder- und Jugendärzten in Deutschland bekannt, genauso auch vielen Eltern und Selbsthilfegruppen.“

Vor allem die konzeptionellen Aufgaben sind gefährdet

Da dem FKE Landesmittel von Nordrhein-Westfalen nicht mehr zur Verfügung stehen, ist der Fortbestand des Instituts nach nahezu 50 Jahren erfolgreicher Tätigkeit akut gefährdet. In den letzten Jahren wurde es für das FKE zunehmend schwierig, seine konzeptionellen Arbeiten und seine Beratungsfunktion zu erfüllen. So kann die Telefon-Hotline, bei der sich monatlich über 300 Eltern und Fachkräfte Informationen für die gesunde Kinderernährung aus erster Hand geholt haben, nicht mehr aufrechterhalten werden. Auch die Aktualisierung der FKE-Empfehlungen zu Babyernährung und Optimierter Mischkost ist nur noch punktuell möglich.
 
Wenn es nicht gelingt, eine nachhaltige Basisfinanzierung für das FKE zu gewähr­leisten, steht eine in Deutschland einzigartige und auch international beispielhafte wissenschaftliche Einrichtung vor dem Aus. Die Leitung des FKE und die Kinder-
und Jugendärzte in Deutschland appellieren deswegen gemeinsam an die Politik, Lösungswege aufzuzeigen, um den Fortbestand des FKE zu sichern.
 

Kinder- und Jugendärzte: FKE ist unverzichtbar

„Die deutschen Kinder- und Jugendärzte setzen sich mit Nachdruck für einen Erhalt des Instituts ein, damit es in Deutschland auch künftig eine Instanz gibt, die For­schung zur Kinderernährung durchführen und aktuelle Ernährungsempfehlungen erarbeiten und verbreiten kann“, betont Professor Dr. Manfred Gahr, Generalsekretär der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ). „Gerade in Zeiten, in denen Kinder und Jugendliche zunehmend übergewichtig sind, kann das FKE durch Forschung und Beratung einen wertvollen Beitrag zur Prävention ernährungs­assoziierter Erkrankungen leisten.“
 

Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DAKJ)

Die DAKJ koordiniert und bearbeitet als Dachverband der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ), der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugend­medizin e.V. (DGSPJ) sowie weiterer kinder- und jugendmedizinischer Gesellschaften die gemeinsamen Anliegen der kinder- und jugendmedizinischen Verbände und vertritt sie nach außen. Dabei konzentriert sich die DAKJ auf die Kerngebiete der Kinder- und Jugendmedizin, wie z.B. Weiterbildung und Fortbildung, ambulante und stationäre kinder- und jugendmedizinische Versorgung, soziale Lage des Kindes, Prävention, Impffragen, Umweltbelastungen und ethische Fragen. Weitere Informationen unter: www.dakj.de

Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) e.V.

Das FKE untersucht mit seiner Anwendungsforschung aktuelle Fragestellungen zu Kinderernährung und Prävention und macht die Erkenntnisse mit einem multimodalen Transfer nutzbar für Fachleute und für Familien und Kinder. Die präventiven Ernäh­rungskonzepte des FKE sind Standard der Ernährungsaufklärung in Deutschland.
Die flankierende Projektforschung dient der Evidenzbasierung der präventiven Empfehlungen. Das FKE ist Referenzinstitut für Kinderernährung in Deutschland. www.fke-do.de
 
Pressemitteilung (PDF, 206 KB)